Bei der Weltmeisterschaft, die am Wochenende beginnt, vergeben die Ringer die ersten Olympia-Tickets. Der Freiburger Lars Schäfle hat viel Eigeninitiative gezeigt, um bestmöglich vorbereitet in Belgrad anzutreten.
Den Vorwurf, nicht alles versucht zu haben, um im kommenden Jahr bei den Olympischen Sommerspielen in Paris als Teilnehmer dabei zu sein, wird sich Lars Schäfle nicht machen müssen. Der junge Mann, der an diesem Donnerstag seinen 24. Geburtstag feiert und der in Furtwangen Wirtschaftsingenieurwesen studiert, hat die Lehrgänge des Deutschen Ringer-Bundes besucht, er war mit der Nationalmannschaft zu Übungszwecken bei einem Trainingslager in der Ringer-Nation Georgien dabei – und er gilt als trainingsfleißig sowie sehr fokussiert
Darüber hinaus hat er nichts dem Zufall überlassen – und in einem Fall hat er den Zufall auch für sich genutzt. „Über meinen Vereinstrainer bei der RKG Freiburg, Ion Vasilachi, sind Trainingspartner aus Moldawien extra wegen mir in Freiburg gewesen“, sagte der dreimalige deutsche Meister der BZ. Er ergänzte: „Die Sache mit den leistungsstarken Trainingspartnern ist das A und O bei der Vorbereitung auf eine WM.“
Neben moldauischen Sparringspartnern konnte Schäfle dann auch noch mit zwei hochkarätigen tschetschenischen Ringern üben. Der Erstkontakt mit den Flüchtlingen sei bei einem Trainingscamp mit dem französischen Team erfolgt, obwohl die Tschetschenen eigentlich in Norddeutschland untergebracht sind. Der Olympiastützpunkt Freiburg kümmerte sich für einige Wochen um die Unterbringung der beiden Ringer, Schäfles Sponsoren halfen – und so konnte der für die RKG Freiburg kämpfende Athlet über die beiden Trainingspartner seine WM-Vorbereitung noch einmal intensivieren. „Ich glaube, ich hatte in den vergangenen Wochen eine optimale Trainingsphase. Ich fühle mich so stark wie noch nie“, sagt Schäfle. Der Bronzemedaillengewinner der U-23-WM von 2021 sieht sich auf dem richtigen Weg und er glaubt, in den vergangenen Monaten noch näher an die absolute Weltspitze herangerückt zu sein – auch, weil er gelernt hat, Angriffe des Gegners besser zu kontern und dabei zu punkten.
Wenn am Samstag die Weltmeisterschaft in Belgrad beginnt, muss er gleich am ersten Tag auf die Ringermatte. Die WM ist das erste von drei Qualifikationsturnieren für Olympia: Wer es in den sechs olympischen Gewichtsklassen bei den Welttitelkämpfen unter die besten Fünf schafft, hat für seinen Verband das Olympia-Ticket gelöst.
„Die WM ist quantitativ und qualitativ stärker besetzt als in den vergangenen Jahren. Weil es um Olympia-Tickets geht, nehmen fast alle Nationen teil, in denen gerungen wird“, sagt Schäfle. Waren bei den Welttitelkämpfen in einzelnen Gewichtsklassen zuletzt manchmal nur etwa 20 Ringer am Start, seien es nun um die 50. Wieder dabei sind auch die russischen und belarussischen Sportlerinnen und Sportler, die zuletzt wegen des Angriffskrieges gegen die Ukrainer gefehlt hatten.
Gelingt das nicht, haben die Sportler im kommenden Frühjahr bei einem europäischen und einem Weltturnier nochmals die Gelegenheit, zwei beziehungsweise drei weitere Olympia-Tickets zu ergattern.
Es ist Schäfles zweite WM-Teilnahme bei den Aktiven, mit Sicherheit seine wichtigste und schwierigste Mission. Das sieht man schon daran, dass sich für die vergangenen Olympischen Spiele, 2021 in Tokio, nur ein einziger deutscher Freistilringer bei den Männern qualifizieren konnte: Gennadij Cudinovic im Superschwergewicht bis 125 Kilogramm.
Aus Südbaden nehmen neben Lars Schäfle noch Annika Wendle, Sandra Paruszewski, Luisa Niemesch, Alexander Semisorow und Peter Öhler an der WM in olympischen Gewichtsklassen teil. In nicht-olympischen Limits sind Elena Brugger und Kevin Henkel am Start.
Bericht aus BZ: Georg Gulde, 14.09.2023
ALLES GUTE ZUM HEUTIGEN GEBURTSTAG LARS und maximalen Erfolg in Belgrad wünscht dir die RKG – wir drücken die Daumen!
2. Mannschaft:
nächster Heimkampf / Freitag, 15.09.2023 / 20.30 Uhr / St. Georgener Festhalle (Schulstr. 8, 79111 Freiburg)