30.09.2022 BZ: Sascha Weinauge will’s als Spätberufener bei der RKG Freiburg wissen

Mit 26 Jahren ringt der aus Furtwangen stammende Sascha Weinauge erstmals in der Bundesliga. Am Wochenende steigt ein Doppelkampftag für die RKG in der Staudingerhalle.

Wenn nicht jetzt, wann dann? Diese Frage hat sich Sascha Weinauge oft gestellt. Und er hat sie dann für sich beantwortet: zupackend und schnell, so wie es auf der Ringermatte seine Art ist. Nach 21 Jahren bei seinem Heimatverein, dem Oberligisten KSK Furtwangen, kämpft der mittlerweile 26-jährige Kfz-Meister in dieser Saison erstmals in der ersten Bundesliga – und zwar für die RKG Freiburg.

An diesem Wochenende wird der Mittelgewichtler voraussichtlich sein zweites und drittes Duell in der Beletage des deutschen Mannschaftsringens bestreiten. Dann sind in die Breisgauer in der Staudingerhalle Gastgeber für den SV Nackenheim (Samstag, 19.30 Uhr) und die Red Devils Heilbronn (Montag, Tag der Deutschen Einheit, 15 Uhr). Und Weinauge strebt nach der 0:5-Punktniederlage gegen Arian Güney vom TuS Adelhausen seinen ersten Einzelsieg in der Bundesliga an. Wohlwissend, dass der Dritte der deutschen Meisterschaft im griechisch-römischen Stil bis 86 Kilogramm in der ersten Liga meist Außenseiter sein wird.

Dreimal pro Woche von Vöhrenbach ins RKG-Training

Warum hat der im 4000-Einwohner-Städtchen Vöhrenbach wohnende Mittzwanziger ausgerechnet jetzt den Sprung in die erste Liga gewagt? Schließlich hatte er auch schon in den Jahren zuvor Angebote erhalten. „Ich will mir später nicht den Vorwurf machen müssen, es nicht probiert zu haben“, sagt der Schwarzwälder, dessen Schwester Nadine einst in der Ringer-Nationalmannschaft war. Denn großes Talent bescheinigen ihm alle.
Also fährt er nun zum Training dreimal in der Woche die 50 Kilometer von Vöhrenbach nach Freiburg, hinzu kommen weitere Einheiten in seiner Heimat – und an den Wochenenden dann die Kämpfe. „Ja, ich will es noch einmal wissen“, sagt der 26-Jährige. In dem Satz schwingt etwas von „schlampigem Genie“ mit – und Sascha Weinauge bestätigt das mit dem Satz: „Eine gewisse Zeit lang habe ich echt viel trainiert.“ Zweimal war er deutscher Jugend-Vizemeister geworden, das Ringen hat ihn mehr interessiert als die Schule. Und seine Eltern fuhren ihn durch halb Deutschland zu Ringer-Turnieren, „manchmal zwei an einem Wochenende“. Ob seine jetzt bevorzugte Stilart griechisch-römisch oder Freistil – als Jugendlicher und später auch in der Mannschaft des KSK Furtwangen galt lange der Grundsatz: Der Weinauge ringt da, wo wir ihn aufstellen. Und das war in den vergangenen Jahren bei den Schwarzwäldern meist die Gewichtsklassen von 86, 98 oder 130 Kilo, in denen der Gegner seinen besten Athleten präsentierte.

Durchhänger zum Ende der Teenagerzeit

Zum Ende der Teenagerzeit büßte das Ringen für Weinauge dann an Attraktivität ein, „da hatte ich einen Durchhänger, weil nun auch schon mal das Feiern wichtiger für mich war, als die fürs Ringen notwendige Disziplin zu wahren“. Zwar sagt der 26-Jährige, in der relativen Abgeschiedenheit des Schwarzwalds hätten für ihn die Einschränkungen während der Corona-Pandemie keine gravierenden Verhaltensänderungen zur Folge gehabt. Aber irgendwie waren dann die Monate, in denen er gar nicht mit der Mannschaft trainieren durfte und das Mattentraining in der Furtwanger Jahnhalle schlicht nicht stattfand, dann doch nicht das Wahre. Umso größer war Weinauges Freude beim Re-Start der Oberliga.
Und nun also Bundesliga für den Spätberufenen: Das heißt für ihn: fünfmal vor dem RKG-Publikum, zweimal auswärts. Denn vorgesehen ist, dass Sascha Weinauge lediglich in der Hinserie in der ersten Mannschaft ringt; durch den Stilartenwechsel in der Rückrunde ist er nicht eingeplant für die Bundesliga-Mannschaft der Trainer Stefan Moosmann und Ion Vasilachi.
Aber wer weiß denn jetzt schon, was die Runde noch mit sich bringt? Und bevor die RKG eine der drei oberen Gewichtsklassen unbesetzt lässt, fragt sie lieber Sascha Weinauge. Der kennt sich ja in beiden Stilarten aus – und für die Mannschaft war er schon in Furtwanger Zeiten immer in den Gewichtsklassen zu haben, in denen gerade Not am Mann war. Oder eben der beste Gegner stand.

Bericht aus: BZ-Plus, Georg Gulde, 30.09.2022

Will in der Bundesliga Fuß fassen: RKG-Neuzugang Sascha Weinauge (hier in Rot gegen den Adelhauser Arian Güney). Foto: Achim Keller