Bei der RKG Freiburg hat die Diskussion eingesetzt, ob das Ringen in der ersten oder zweiten Bundesliga besser ist.
Punktloser Tabellenletzter, alle bisherigen fünf Kämpfe verloren, einige Verletzte – und am Sonntag (15 Uhr, Staudingerhalle) im vorletzten Vorrundenduell gegen den verlustpunktfreien Tabellenführer ASV Mainz höchstwahrscheinlich chancenlos: Für die RKG Freiburg gestaltet sich die Bundesliga-Saison 2022/23 schwierig – wobei das wegen der Reduzierung von 26 auf 16 Mannschaften fast zu erwarten war. So stellt sich die Frage: Wäre ein Abstieg von der ersten in die zweite Liga nicht mehr Segen als Fluch?
Bisherige Verhältnisse: Zweimal hat die RKG zuletzt die Playoffs um die Mannschaftsmeisterschaft erreicht. Und das mit vier ausländischen Ringern sowie vorwiegend im Verein selbst ausgebildeten Akteuren wie den deutschen Meister Lars Schäfle und Athleten aus der Region wie David Brenn, Marc Fischer, Kevin Spiegel und Leon Gerstenberger.
Damit geht die RKG einen etwas anderen Weg als die absoluten Spitzenclubs, die vor allem in der Endrunde auf absolute deutsche Spitzenringer setzten und auf international bekannte Namen.
Ein nicht ganz einfach zu verstehender Punkteschlüssel soll eigentlich Vereine mit guter Nachwuchsarbeit belohnen. Er hat an der Dominanz der finanzstarken Clubs indes kaum etwas geändert.
Neue Verhältnisse: Hauptgrund, warum die RKG Freiburg und auch der südbadische Nachbar ASV Urloffen in dieser Saison gegen den Abstieg kämpfen, ist die Reduzierung der Bundesliga.
Wurde bislang in drei Gruppen mit insgesamt 26 Mannschaften gerungen, so sind es nun nur noch 16 Teams in zwei Gruppen. Die Bundesliga ist also um etwa zwei Fünftel geschrumpft. Das wäre so, als wenn statt 18 Vereinen in der Fußball-Bundesliga nur noch zehn oder elf übrig bleiben würden. Dann würde es auch dem SC Freiburg nicht so leicht fallen, erstklassig zu bleiben.
„Durch die Reduzierung steht quasi nach der Vorrunde schon fest, wer die Playoffs erreichen kann und wer gegen den Abstieg kämpft“, sagt Ralf Schick, Chef des Südbadischen Ringerverbandes.
Da es in jeder der Gruppen West und Ost je zwei Absteiger gibt, ist bereits jetzt so gut wie klar: In der Gruppe West wird es zwei der folgenden drei Teams erwischen: Urloffen (bisher 3 Punkte), KSV Witten (1) und Freiburg (0).
Besonderheit des Ringens:
Das Ringen ist – olympisch gesehen – ein Einzelsport. Eine mit Deutschland vergleichbare Ligenstruktur bei Teamkämpfen gibt es in keinem anderen Land. Zwar werden auch in Skandinavien, Frankreich und seit wenigen Jahren auch in Indien Teamwettbewerbe ausgetragen, aber längst nicht so viele wie in Deutschland. Deshalb ist es auch für die Vereine ein Spagat zwischen Einzel- und Mannschaftssport.
„Klar ist, als Verein nehmen wir auf die international ambitionierten Ringer Rücksicht. Qualifikationen für Olympia, WM oder EM haben Vorrang, keine Frage. Das halten wir aber schon immer so bei Trainingslehrgängen und Einsätzen für EM und WM“, sagt Hartmut Leiber, Vorsitzender der RKG Freiburg und Vater des U-23-WM-Teilnehmers Lars Schäfle.
Sicht der Vereine:
„Wir probieren alles, was möglich ist, um die Klasse zu halten. Stand heute sind wir in der Rückrunde stärker als in der bald zu Ende gehenden Vorrunde, schon wegen des Stilartwechsels. Doch wir sind in den Alternativen im Gegensatz zu vermögenderen Vereinen stark limitiert“, so Leiber. Er weist auch auf Verletzungen hin. So fallen bei der RKG in der Rückrunde wohl die beiden potenziellen Halbschwergewichtler aus: Maximilian Remensperger (Kreuzbandriss) und Sascha Weinauge (Rückenverletzung).
Für den ASV Urloffen sagt Geschäftsführer Tommy Hertwig: „Wir hauen rein, was wir haben. Reicht’s zum Ligaverbleib, ist es gut. Reicht’s nicht, machen wir eben in Liga zwei weiter.“
Bericht aus: BZ-Plus, Georg Gulde, 20.10.2022
Foto: Achim Keller
„Auch der für die RKG Freiburg startende moldauische WM-Teilnehmer Maxim Sacultan (rot) musste in dieser Saison schon eine Schulterniederlage hinnehmen.“